"Es ist nicht genug, die Welt zu beschreiben. Wir müssen sie auch umgestalten." (Toni Morrison)
Biografie über Maria Schwauß
Sie stach heraus aus der Menge, noch im hohen Alter umwehten sie Exotik, Eleganz und Fremdartigkeit. Die Rede ist von der Dresdner Schriftstellerin und Übersetzerin Maria Schwauß (1889-1987).
In drei autoritären Systemen musste sie sich zurechtfinden: noch im 19. Jahrhundert geboren, starb sie 98jährig, wenige Jahre vor dem Mauerfall in Dresden-Loschwitz. Sie ist eine Zeitzeugin des gesamten letzten Jahrhunderts und eine Dresdnerin. Dort erlebte sie den Nationalsozialismus und die DDR. Ihre prägendste Zeit jedoch liegt davor: in Guatemala, wo sie inmitten des Urwaldes in den 20er Jahren fast ein Jahrzehnt als Lehrerin beschäftigt war. Dieser Abschnitt sollte wegweisend für ihr gesamtes Leben sein. Die Spanischkenntnisse, die sie dort erwarb, konnte sie als Übersetzerin von vielen spanischsprachigen Autoren aus Mittel- und Lateinamerika einsetzen. Ihre gesamte berufliche Tätigkeit in Dresden war durch das Bemühen um Vermittlung und Förderung des Verständnisses für Lebensweise, Literatur und Kultur der lateinamerikanischen Länder geprägt. Neben zwei eigenständigen Werken: einem sehr autobiografischen Buch über ihre Erlebnisse in Guatemala und einem, das Frauenschicksalen in den Tropen gewidmet ist, hat sie zahlreiche Übersetzungen angefertigt und Vorträge gehalten. Lange Jahre war sie eine enge Mitarbeiterin und später auch Nachlassverwalterin des früheren Reformpädagogen Georg Hellmut Neuendorff.
Der detaillierte Blick auf das Leben und Schaffen von Maria Schwauß ermöglicht das letzte Jahrhundert durch die Brille und aus der Perspektive einer Frau zu betrachten, die in Mitteldeutschland beheimatet war.
Nur einzuordnen ist die Schriftstellerin nicht ohne weiters. Sie erscheint vielgestaltig und schwer fassbar. Einerseits vertritt sie zeittypische Haltungen und Ansichten, was Moral, Tradition und die Rolle der Frau betrifft. Auf der anderen Seite steht sie außerhalb der Gesellschaft, war niemals verheiratet und kinderlos und musste sich jenseits von familiären Rollenzuweisungen behaupten. Weiterhin eröffnete der längere Aufenthalt in den Tropen neue Erfahrungshorizonte, die kaum ein Zeitgenosse teilte.
Auch in Bezug auf ihre politischen Haltungen bleibt sie ambivalent. Sowohl ihr Handeln als auch ihre Ansichten changieren zwischen Anpassung und Eigenständigkeit. Ihr literarisches Werk und ihre Übersetzungsleistung sind einerseits durch den Willen geprägt, den spezifischen Erfahrungen, die sie in den Tropen sammeln konnte und den Menschen, die sie getroffen hat, gerecht zu werden, spiegeln aber gleichfalls auch den jeweiligen Zeitgeist wider. Anklänge an die nationalsozialistische Rassenlehre finden sich in ihrem Werk in den 30er Jahren, später dominieren Idealisierung und Heroisierung des einfachen Arbeiterlebens.
Das Buchprojekt soll keine reine Biografie bieten, sondern anhand von anderen zeitgenössischen Quellen und literarischen Zeugnissen eine historische Kontextualisierung leisten und ein gut lesbares populärwissenschaftliches Sachbuch hervorbringen.
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